Nachgedacht: Zum Josefstag - am 19. März

Wissen Sie, wann der Josefstag ist? Er fällt auf den 19. März. Ich wusste bis 2011 nichts davon - bis ich einmal genau zu der Zeit in Sizilien war. Überhaupt glaube ich, dass wir nicht viel über den Mann an der Seite Marias wissen. Doch in anderen Ländern wird dieser Tag aufwändig begangen. Ich möchte Ihnen gern von einem Erlebnis erzählen, das sich für mich für immer mit diesem Tag verbindet.

Stellen Sie sich ein Bergdorf mit engen, steilen Gassen vor. Es ist nachmittags, Nebel wabert durch die Gassen, man kann kaum 50 Meter weit sehen. Das Dorf scheint wie ausgestorben, niemand unterwegs, nur einmal kommt langsam eine schwarz gekleidete alte Frau den Berg herauf.


Es ist still, fast ein wenig unheimlich. Bis - ja bis von Ferne Blasmusik zu hören ist. Diese nähert sich. Stimmen hört man jetzt auch und Schritte. Wir bleiben an einem kleinen Platz stehen, warten gespannt, was passiert. Schließlich tauchen auf dem Nebel Männer auf, die eine schwere Lade mit einer Statue den Berg herauf schleppen. Vier Männer müssen sie tragen, so schwer ist sie, und direkt vor uns am Platz werden sie von anderen abgelöst. Ihnen folgt die Blaskapelle und dann viele Menschen, vermutlich alles, was Beine hat in diesem Dorf. Wir sind mitten in der Josefsprozession in Geraci Siculo.

Wenn wir auch den Sinn dieser religiösen Zeremonie bis dahin nicht kannten, wird schnell klar, welch große Bedeutung sie für die Menschen scheinbar hat. Der Tag wurde jedenfalls in Italien in vielen Orten gefeiert, Feuer im Freien entzündet, in den Kirchen Altäre mit Josef und dem Kind geschmückt und Messen und Prozessionen abgehalten.
Erst durch Nachlesen erschloss sich uns der Hintergrund: Josef wird als Schutzpatron der Arbeiter und Handwerker, also der einfachen Leute, könnte man sagen, verehrt, was ja zu seinem Beruf - Zimmerman - gut passt. 1870 erklärte Papst Pius IX. ihn sogar zum Schutzpatron der ganzen Kirche.

Seitdem sind mir Josefsdarstellungen, meist mit einem halbwüchsigen Jesuskind auf dem Arm oder an der Hand, in Kirchen aufgefallen. Das Titelbild dieser Ausgabe ist eine davon, sie befindet sich in der Klosterkirche im Kloster Marienthal in der Lausitz.
Und seitdem habe ich angefangen, Josef auch als Vater wahrzunehmen und nicht nur als den Mann, der in der Weihnachtsgeschichte mal kurz namentlich erwähnt wird. Josef, der fürsorglich das Feuer schürt im Stall, der Essen kocht (wie man in anderen Altären sehen kann), der sich um die Familie und diesen Sohn, der nicht sein Sohn ist, kümmert, ihn begleitet und an die Hand nimmt.

Dahinter steht ein großes Gottvertrauen, möchte ich meinen, denn was wusste er schon, was Gott mit diesem Kind vorhat, das er in die Welt sendet. Und trotzdem tut er, was er für nötig hält, ohne viel Aufhebens. Von diesem Gottvertrauen können wir sicher noch lernen.

Es grüßt Sie

Elsemarie Schaarschmidt,
Kirchvorsteherin


Fotos: privat

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