Nachgedacht: Zwischen Ostern und Pfingsten

Ostern liegt gerade hinter uns, und das kommende kirchliche Fest ist Pfingsten. Jetzt befinden wir uns zwischen der Feier der Auferstehung und der Feier der Kirchengründung. 49 Tage liegen zwischen den beiden Festen.
Mit Ostern kann jeder etwas anfangen: letztes Abendmahl, Kreuzigung, Auferstehung. Aber was weiß man über das Ereignis, das sieben Wochen auf Ostern folgt? Zu Pfingsten gibt es ebenfalls wie zu Weihnachten und Ostern zwei Feiertage, weil dieses Fest eine so große Bedeutung für unsere Kirche hat.

Als Jesus zu Ostern auferstanden ist, offenbarte er sich seinen Jüngern (u. a. Mk 16, 14), wandert mit ihnen, teilt das Brot, weist sie zurecht.
Kurz bevor er zu seinem himmlischen Vater in den Himmel auffährt, sendet Jesus den Heiligen Geist aus. Das Aussenden des Heiligen Geistes vor knapp 2000 Jahren gilt als Gründung unserer christlichen Kirche. Wir feiern sozusagen Geburtstag, das ist vielen nicht bewusst.

Gleichzeitig gibt Jesus seinen Jüngern den Missionsbefehl. Das ist die wichtigste Aufgabe, die Jesus seinen Jüngern und damit uns, als deren Nachfolgern, mit auf den Weg gegeben hat. Das ist die Grundlage unserer christlichen Kirche. „Darum gehet hin und machet zu Jüngern, alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Mt 28, 19–20a). Halten wir uns daran? Während die Christenheit weltweit wächst, schwindet bei uns jedes Jahr die Zahl der Kirchenmitglieder, auch die Gottesdienstbesucher in unserer Kirche werden weniger. Liegt es an den allgemeinen Umständen, am Wohlstand, liegt es an den Angeboten unserer Gemeinde, liegt es daran, dass in unserer Kirche die Aufgabe, die Weitergabe unseres Glaubens, in den Hintergrund gerückt ist, oder weil sich unsere Kirche zu oft und zu viel mit sich selbst beschäftigt?


Im Glaubensbekenntnis, das wir im Gottesdienst sprechen, heißt es: „Ich glaube an den Heiligen Geist, [und] die heilige christliche Kirche“.
Pfingsten soll uns daran erinnern, dass auch nach fast 2000 Jahren der Heilige Geist weiterhin aktiv ist, dass wir die Verkündigung der Liebe Christi, die Weihnachten begonnen und sich Ostern vollendet hat, weiter in die Welt hinaustragen sollen.
Das gilt nicht nur für Bischöfe, Pfarrer und Leiter der Gemeinde, das gilt für jeden Einzelnen. Möge der Heilige Geist auch uns leiten bei all unserem Tun, damit wir weiterhin Pfingsten feiern können.

Ihr Gunar Berghänel


Fotos von G. Berghänel: "Euntes docete omnes" – oberhalb des Sees Genezareth; Himmelfahrtskapelle in Jerusalem

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